Wie kriege ich ein gesundes Selbstbewusstsein?

Selbstbewusstsein

Heut früh schaue ich mir ein Youtube-Video an, wo ein Matheprofessor, der in Nordrhein-Westfalen lebt und arbeitet, sich mal den Lehrplan Mathematik anschaut und kommentiert. Dann zeigt er im Vergleich eine aktuelle indische „Abitur“-prüfung. Kurz gesagt: Ein deutscher Abiturient hätte keine Chance, die indische Prüfung zu schaffen, wahrscheinlich würde er die meisten Aufgaben gar nicht verstehen.

Nun zeigte der frustierte Mensch den neuen Lehrplan Mathematik für Nordrhein-Westfalen. Das Niveau der Aufgaben sei unterirdisch. Auf Seite 12 werden blumig formulierte fachübergreifenden Bildungs- und Erziehungsziele, wie Menschrechtsbildung, politische Bildung und Demokratieerziehung, geschlechtersensible Bildung und noch mehr Schwachsinn aufgeführt. Wo sind wir eigentlich, in einer Satire?

Schließlich zeigt er die Realschulabschlussprüfung Mathematik aus dem Jahr 1971 ein. Er meinte, dass höchstens 5% der frisch abgeschlossenen Realschul-Mathelehrer in der Lage wären, diese damalige Prüfung zu rechnen.

In diesen 50 Jahren hat man die Latte sehr weit nach unten gelegt. Ich fragte mich immer: Warum passiert das eigentlich? Welche Leute sind das, die sich ein Volk von Verunsicherten und Verwirrten wünscht. Ich weiß es immer noch nicht, habe aber so Vermutungen.

Ich war ja selber mal Lehrer und kann sagen, dass ich diese drastische Abwärtstendenz ebenfalls stetig beobachten konnte. Es sind hier die Erwachsenen, die versagen, die für diesen Verfall verantwortlich sind, die kritiklos nachplappern, was gerade Mainstream ist. Kinder davor bewahren zu wollen, dass sie auch scheitern können, ist keine gute Idee. Für den letzten Platz am Turnier auch noch einen Pokal zu bekommen entwertet die Besseren.

 Jetzt kommen wir zum Selbstbewusstsein.

Wie entsteht denn Selbstbewusstsein? Wird uns die in die Wiege gelegt, oder kann man sich hier weiterentwickeln?

Die Frage ist natürlich vielschichtig, wie der Mensch eben sehr vielschichtig ist. Aber für mich steht fest, dass es im Hinblick auf das Selbstbewusstsein eines Menschen einen Unterschied macht, ob er etwas kann und das auch weiß, dass er in einer oder mehreren Disziplinen richtig gut ist, oder ob dieser Mensch sich eigentlich immer durchgewuschtelt hat, von sich weiß, dass er keine richtige Ahnung von irgendetwas hat und auch nie in die Verlegenheit kam, sich durch eine Durststrecke durchzubeißen oder sich zu beweisen. Ich frage mich dann auch: Wo soll das Selbstbewusstsein denn herkommen? Da helfen dann auch keine positiven Affirmationen.

 Ja, ich bin der Meinung, dass Selbstbewusstsein etwas mit Können und „etwas geleistet haben“ zu tun hat, aber nicht nur. Auch diejenigen, die das für sich bejahen können, haben nicht zwangsläufig ein gutes Selbstbewusstsein, aber dazu kommen wir noch. Es macht den Menschen schon wesentlich ruhiger, wenn er weiß, dass er für sich sorgen kann, egal was da komme, weil er schon andere Sachen ebenfalls hinbekommen hat. Wenn du etwas drauf hast, dann gibt dir das Freiheiten. Wenn deine aktuelle Firma nicht dein Platz für dich ist, dann gehe und finde deinen Platz woanders, oder sorge in der Firma dafür, dass sich die Dinge positiv für dich verändern. Dazu solltest du kommunizieren können, ein sozialer Mensch sein und natürlich dein Handwerk beherrschen.

 Selbstbewusstsein hat nichts mit Bildung zu tun! Schließlich sind in den armen Ländern dieser Welt, wo Bildung Luxus ist auch nicht alle Leute zwangsläufig unglücklich oder laufen mit einem schwachen Selbstwert herum.

Hier bei uns kenne ich reihenweise Handwerker, oft Ausländer, die kaum Bildung haben, aber ihr Handwerk verstehen und wissen, wer sie sind und was sie können.

Also, Bildung hat nichts mit Können zu tun und auch nichts mit Intelligenz. Aber das ist eine andere Diskussion.

Aber je mehr du drauf hast, umso mehr Wahlmöglichkeiten und Lösungsmöglichkeiten hast du.

Das Zitat „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel“ geht in in diese Richtung. Also: Können, Sills, Fähigkeiten sollten dich gelassener, selbstbewusster und angstfreier machen. Was ist, wenn das nicht so ist?

 Jetzt kommen wir zu den Top-Ausgebildeten, die all das mitbringen und trotzdem voller Ängste und Selbstzweifel sind und weit weg davon, ein glückliches Leben zu führen. Wie passt das zusammen?

 Ich denke, dass wir es hier sehr oft mit dem Phänomen zu tun haben, dass diese Menschen von ihrem Selbst abgetrennt sind, also keine echte Beziehung zu sich selbst haben. Abgetrennt von sich, im Kopf mit vielen Konzepten und Erklärungen über die Welt in der sie leben. Also im Wesentlichen in der materiellen Welt zuhause, in der man funktionieren muss, kämpfen…was auf Dauer zu einem echten Kampf und letztendlich zur Erschöpfung, dann zur Depression führen kann.

 Was heißt das „abgetrennt von sich“? Ich versuche es mal positiv, das Gegenteil zu beschreiben, meine Vorstellung von Verbundensein. Damit meine ich erstmal die Wahrnehmung und neutrale Anerkennung der inneren Gefühlswelt. Das ist schon mal ein erster guter Schritt und gibt Ruhe. Dazu muss man nicht zwangsläufig an etwas Höheres neben der materiellen Welt glauben, aber es ergibt sich meist von selbst, dass mit dieser Verbundenheit die Existenz von etwas Höherem erahnt wird. Wie auch immer die Leute dazu sagen: Meine Innere Weisheit, mein Inneres Selbst, Seele, Pabst (Scherz ;-), Gott…

Für diese Kontaktaufnahme braucht es innere Ruhe, Stille, Meditation.

 Bisher sprach ich vom Selbstbewusstsein. Selbstvertrauen wird synonym verwendet und bedeutet für mich, „in mein Selbst“ zu vertrauen. Und dieses „Mein Selbst“ ist für mich, meine höhere Weisheit, das Göttliche, wenn du so willst. Aber nicht außerhalb, im Himmel, sondern genau in mir. Und ich glaube, so steht es auch in der Bibel und alle Weisheitslehren sprechen die gleiche Sprache: Diese Weisheit und Macht zum Erschaffen haben wir in uns. Diese Sache übereinander zu bringen mit unserem Bewusstsein, erst zu glauben und letztendlich zu wissen, dass wir diese Schöpferkraft haben, das erhebt uns aus der Ohnmacht.  

Ich glaube, dass wir zum kleinen Teil dieser stoffliche Körper sind und gleichzeitig viel mehr, nämlich geistige Wesen. Aber wir haben verlernt, damit etwas Positives anzufangen. Wir sind wie Flugzeuge, die auf der Startbahn aber immer nur hin und her fahren, aber nie abheben. 

Im Konzept der Materialisierung geht es soweit, dass wir zu 100% verantwortlich sind für das, was wir sind und haben, weil wir unsere Welt jederzeit erzeugen bzw. erzeugt haben, meist unbewusst. Ich bin selber noch ein ziemlicher Anfänger in diesem Thema, aber ich finde es faszinierend, selber der Gestalter meiner Welt zu sein.

Das passt mit dem in der Pädagogik und Psychologie oft zu findenden Begriff „Empowerment“ zusammen.

Empowerment – auf eine kurze For­mel gebracht – ist das Anstiften zur (Wieder-) An­eignung von Selbstbestimmung über die Umstände des eigenen Le­bens.

Das gefällt mir.

Dame auf Bank